„Ich habe große Achtung vor der Menschenkenntnis meines Hundes, er ist schneller und gründlicher als ich."

Fürst Bismarck

Erklärungsansätze und Modelle

Biophilie-Hypothese
= „beschreibt die dem Menschen inhärente Affinität zur Vielfalt von Lebewesen in ihrer Umgebung ebenso, wie zu ökologischen Settings, welche die Entwicklung von Leben ermöglichen" (Olbrich, 2003).
Tiere mit ihren spezialisierten und hervorragenden Sinnesorganen nehmen Gefahren (besonders im Zusammenhang mit der Umwelt) viel früher wahr als Menschen. Sie signalisieren dem Menschen durch Anspannung bzw. Entspannung, Gefahr oder Sicherheit).
Besonders in unserer von Massenmedien und Industrialisierung geprägten Umwelt bringt die Begegnung mit Tieren eine positive und häufig auch heilsame Wirkung mit sich (M. A. Vernooij, S. Schneider, 2008).

 

Du-Evidenz
= „bezeichnet die Tatsache, dass zwischen Menschen und höheren Tieren Beziehungen möglich sind, die denen entsprechen, die Menschen unter sich bzw. Tiere unter sich kennen." (Greiffenhagen 1991)
Menschen gehen vor allem mit sozial lebenden Tieren (besonders Hunde und Pferde) eine Du-Beziehung ein. Dies wird auf ähnliche emotionale und soziale Grundbedürfnisse zurückgeführt, die diese Tiere in ihrer Körpersprache und Ausdrucksform mit dem Menschen vergleichbar und verstehbar machen. Der Mensch sieht bestimmte Tiere als Partner, Gefährten oder Vertraute mit personalen Eigenschaften an, mit denen er sich auf besondere Weise verbunden fühlt (M. A. Vernooij, S. Schneider, 2008).

 

Ableitungen aus der Bindungs-Theorie
Beetz versucht, die Bindungstheorie auf die Mensch-Tier-Beziehung zu übertragen. Er hebt darauf ab, dass
· Tiere für den Menschen Bindungsobjekte darstellen und umgekehrt,
· positive Bindungserfahrungen mit einem Tier auf die soziale Situation mit Menschen übertragen werden können.
(Beetz, 2003)

 

Spiegelneurone - Konzept der Neuroethologie
= Nervenzellen, die während der Beobachtung eines Vorgangs die gleichen Potentiale auslösen, die entstünden, wenn der Vorgang aktiv gestaltet würde. Die emotionale Resonanz mit anderen Menschen, das Mitfühlen und die Empathie bilden die Grundlage für ein positives soziales Zusammenleben. Die Reaktion der Spiegelneurone - und damit die Spiegelung von Emotionen - laufen unwillkürlich und unbewusst ab (M. A. Vernooij, S. Schneider, 2008), (Beetz, 2006).

 Das Konzept der Spieghelneurone könnte in der Beziehung von Tieren und Menschen Effekte erklären, die wir im Umgang mit Tieren beobachten können. Beispielsweise wirken schlafende Hunde häufig beruhigend auf Menschen. Insbesondere in der Praxis der tiergestützten Pädagogik ist dies gut zu beobachten.
  

  • Beetz, A. (2003): Bindung als Basis sozialer und emotionaler Kompetenzen. In Olbrich, E./ Otterstedt, C. (Hg.): Menschen brauchen Tiere. Stuttgart, 76 - 83

 

  • Beetz, A. (2006): Das Konzept der Spiegelneuroneals Grundlage von Empathie. Vortrag im Rahmen des 2. D.A.C.H. - Symposiums „Mensch-Heimtier-Beziehung" am 5. und 6. Mai 2006, Ismaning . Zusammenfassung unter: http://www.mensch-heimtier.de/start/veranstaltungen/2-dach-symposium-2006.html?no_cache=1&sword_list[0]=beetz&sword_list[1]=spiegelneurone (Stand: 26.11.2010)

 

  • Greiffenhagen, S. (1991): Tier als Therapie - Neue Wege in Erziehung und Heilung, München

 

  • Olbrich, E. (2003): Biophilie: Die archaischen Wurzeln der Mensch-Tier-Beziehung. In Olbrich, E./ Otterstedt, C. (Hg.): Menschen brauchen Tiere. Stuttgart, 68 - 76

 

  • Vernooij, M. A./ Schneider, S. (2008): Handbuch der tiergestützten Intervention. Wiebelsheim, 4 - 13